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Nach den schweren Luftangriffen und Artilleriebeschüssen zu Beginn des Jahres 1945 kehrten nach und nach die aus der Stadt geflohenen Einwohner zurück. Auch die Brüder der Koblenzer Loge fanden sich allmählich wieder ein. Manch einem waren Wohnung und Habe völlig vernichtet oder schwer beschädigt; aber die Freude des Wiedersehens half über die schmerzlichen Verluste hinweg und gab Mut für einen Wiederaufbau.

Die ersten Anzeichen eines wiedererwachenden freimaurerischen Lebens zeigten sich im Herbst 1945, als die Besatzungsmächte Versammlungen wieder erlaubten. Von Krefeld aus, von der Loge "Zu den drei Aufrechten", sandte der dortige Br. Fischer seine "Freimaurerbriefe", in denen er für die Einrichtung einer einheitlichen humanitären Großloge von Deutschland eine leidenschaftliche Propaganda entfaltete. Diese Briefe wurden im Bruderkreis diskutiert. Die Art der Ausführungen und viele unbrüderliche Bemerkungen gegen die altpreußischen Großlogen stießen in Koblenz auf Ablehnung; die Aktion aus Krefeld wurde als zu voreilig, ja geradezu als Überrumpelung empfunden.

Am 4.2.1946 wurde Br. Kleinmann im Namen der Loge beim französischen Stadtkommandanten Loudig, einem französischen Freimaurer, und seinem Adjutanten, Oberleutnant Metzger, vorstellig. Die Franzosen zeigten wohlwollendes Verständnis und genehmigten ohne Umstände die Wiedereröffnung der Loge mit freien Zusammenkünften.

Bedingung war nur, daß der Logenvorstand politisch völlig einwandfrei war und nur solche Brüder zugelassen würden, die die sog. "Entnazifizierungsbestimmungen" erfüllten. Somit konnte Br. Meyer die in der Stadt und ihrer Umgebung lebenden Brüder zu einer ersten Beratung einladen, die am 23.2.1946 im Hause des Br. Kleinmann stattfand. Br. Meyer, der als letzter Stuhlmeister bis 1934 die schwerste Bürde, die je einem Stuhlmeister in Koblenz auferlegt war, getragen hatte, nahm mit Freuden die Wiederwahl durch die Brüder an. Zum 1. Aufseher wurde Br. Kleinmann, zum 2. Aufseher Bruder H. Schmidt gewählt. Die Kassen- und Schriftführung übernahm vorerst der Stuhlmeister. Damit war nach einer unfreiwilligen Pause von 12 Jahren wieder ein fester Grund zu neuer Arbeit gelegt.

Auch von französischer Seite aus wurde Verbindung zu Br. Kleinmann aufgenommen. Wie in Neuwied, Bad Kreuznach und Bingen, so trat auch in Koblenz ein General Meunier vom Grand Orient de France mit seinem Adjutanten an den Stuhlmeister der Koblenzer Loge heran, um die allgemeine Lage zu besprechen. Die beiden Herren brachten dabei ihre Sympathie für die Entwicklung der Logen zum Ausdruck und versicherten sie ihres Wohlwollens. Zunächst mußte allerdings auf die Bindung an eine Großloge verzichtet werden. Die Genehmigung zur Logenarbeit beschränkte sich auf die französische Besatzungszone.

Auf Vorschlag des Stuhlmeisters wurde beschlossen, die Logenarbeit mit einer festlichen Johannisloge zu beginnen und in der Folgezeit regelmäßige Beratungslogen jeweils am ersten Samstag im Monat abzuhalten, die in einem gemieteten Hotelzimmer stattfinden sollten, da andere Räume nicht zur Verfügung standen.

Ein Höhepunkt freimaurerischen Lebens unmittelbar nach dem Krieg war das für den 22.6.1946 angesetzte Johannisfest. Es wurde im Konferenzsaal des Hauses von Br. Kleinmann gefeiert, der zu diesem Anlaß festlich geschmückt war. Die Feier hinterließ bei allen 30 Teilnehmern aus Koblenz, Neuwied, Mainz und Trier einen tiefen Eindruck. Einen ähnlich festlichen Verlauf nahm das 129. Stiftungsfest der Loge am 16.11.1946 im gleichen Raum.

Von dieser Zeit an fanden die monatlichen Zusammenkünfte im Sonderzimmer des Hotels "Hubertus" am Florinsmarkt statt.