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Die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" kam nach dem Abzug der Amerikaner wieder in den vollen Besitz ihrer Gebäude und damit zu einem normalen Logenleben. Sie wurde von der die Amerikaner ablösenden und bis 1929 währenden französischen Besatzung in keiner Weise beeinträchtigt. Begegnungen mit französischen Freimaurern fanden allerdings nicht statt; sie wären bei den politisch-militärischen Verhältnissen der damaligen Zeit auch kaum denkbar gewesen.
Die Dekade war geprägt durch den Umbau des Logenhauses am Münzplatz. Zwar fällt die Fertigstellung noch in die Zeit der amerikanischen Besetzung; die Auswirkungen des Umbaus allerdings reichen bis in die dreißiger Jahre.
Bankettsaal im Logenhaus Münzplatz, vor 1934
Schon während des Ersten Weltkrieges hatte sich ergeben, daß eine gründliche Umgestaltung des Hauses notwendig war. Der Entschluß dazu wurde anläßlich des 100. Stiftungsfestes am 26.10.1917 gelegt. Gleich zu Beginn ergaben sich große Schwierigkeiten bei der Beschaffung der nötigen Mittel. Die Finanzierung übernahm Br. Kleinmann. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß die Aufgabe gelöst werden konnte. Auf seinen Vorschlag hin wurden verzinsliche "Bausteine" ausgegeben, die, unter die Brüder gebracht, eine Summe von 230000 RM ergaben, was einem Goldmarkwert von etwa 22 000 Mark entsprach. Damit schien der Umbau zunächst finanziell abgesichert. Es zeigte sich jedoch bald, daß die Kosten infolge der Inflation erheblich anstiegen und weitere Spenden von Brüdern erforderlich wurden. Zusammen mit Schenkungen in Höhe von 70000 Papiermark und den "Bausteinen" erreichte man eine Summe von insg. 350000 RM, was etwa einer Goldmarksumme von 25000 Mark entsprach. Mit diesem Geld konnte der Umbau in Angriff genommen werden. War das Anwesen der Loge schon während des Krieges renovierungsbedürftig, so stellte es sich nach dem Gebrauch als Kaserne durch die amerikanischen Soldaten in einem bedenklichen Zustand dar. Nach dem Vorschlag der Architekten Br. Reich und Br. Nolte wurde 1920 mit dem Umbau begonnen, und Ende des Jahres war die Loge wieder im Besitz eines gepflegten und repräsentativen Heimes mit der erfreulichen Auswirkung, daß der Besuch von Brüdern und Gästen ständig zunahm. Die Anziehungskraft auf Suchende wurde noch verstärkt durch die Tatsache, daß der damalige Meister vom Stuhl, Br. Duckwitz, einen sog. "Rednerfond" gründete, durch den es möglich war, die interessierte Bürgerschaft zu Konzerten, Vorträgen und philosophischen Vortrags-Zyklen einzuladen. Nebenher wurde der Bankettsaal gelegentlich für Tagungen, z. B. an akademische Verbände oder Gremien der Wirtschaft, vermietet, so daß durch diese Nebeneinnahmen die Finanzen der Loge aufgebessert werden konnten. Außerdem wurde dem Offiziersverein des ehemaligen 68. Inf.Rgt., dessen Kasino aufgegeben werden mußte, gestattet, gelegentlich die Clubzimmer der Loge zu benutzen und einige der ihnen gehörenden Möbel dort aufzustellen.
Logenhaus Münzplatz 11, Zustand vor der Beschlagnahme im Sommer 1934
Die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" war also auf einem sehr günstigen Stand ihrer Entwicklung. Der Verlust von alten, i. d. e. O. eingegangenen Brüdern wurde durch den regen Zulauf Suchender gut ausgeglichen. Die Zahl der Mitglieder belief sich immer auf etwa 130 - 140. Die Clubabende und Arbeiten waren immer gut besucht, im Kreis der Brüder herrschte gutes Einvernehmen, und die Finanzen der Koblenzer Bauhütte waren nach Überwindung der Inflation geordnet.
Die Lage änderte sich mit dem Abzug der Franzosen im Jahre 1929, als die Nationalsozialisten im Rheinland Einzug hielten und sofort mit ihrer extrem politischen Propaganda, u. a. auch gegen die Freimaurerei, begannen. Zunächst blieb es bei allgemeinen verbalen Angriffen, die kaum Beachtung fanden. Doch bald erschienen in der nationalsozialistischen Presse von Koblenz die ersten persönlichen Angriffe gegen die Stuhlmeister Duckwitz und Gerth. Man wertete es seitens der Loge als das Klügste, diese Anschuldigungen unbeachtet zu lassen, da Erwiderungen nur noch schärfere Angriffe der Nazis provoziert hätte, denen man machtlos ausgeliefert gewesen wäre. Es waren erste Sturmzeichen, und einzelne Brüder zogen es bereits vor, die Loge zu meiden und sogar Anschluß an die Nazis zu suchen.
Der Logentempel. Zustand etwa 1930, vor dem Umbau des Altars und der Aufseherpulte
Noch arbeitete die Loge unbehelligt und konnte im November 1932 in Traben-Trarbach eine gut verlaufene Außenarbeit abhalten, die letzte großße und sorgenfreie Tagung für viele Jahre, wie sich später herausstellen sollte.