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Am 26.10.1917 feierte die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" ihr 100jähriges Bestehen. Eine große Anzahl Brüder aus der eigenen sowie aus anderen Bauhütten, z. B. aus Neuwied, Bonn, Bad Kreuznach, Limburg und Wetzlar, nahmen daran teil. Entsprechend dem Ernst der Kriegszeit nahm es einen zwar bescheidenen, aber dennoch würdigen Verlauf.

Besorgt sahen die Brüder dem Ausgang des Ersten Weltkrieges entgegen, und man fragte sich, wie sich die Niederlage, die Revolution sowie eine feindliche Besatzung auf die Freimaurerei auswirken würde. Zunächst waren die Sorgen unbegründet, da der Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt Koblenz wohl andere Probleme hatte und keinerlei Stellung zur Freimaurerei bezog, so daß die Loge ihre Arbeit unbehelligt fortsetzen konnte.

Erst der Einmarsch amerikanischer Truppen am 13.12.1918 und die begrenzte Ausgangszeit machten für einige Zeit Begegnungen innerhalb der Loge unmöglich. Doch schon bald, Anfang 1919, änderte sich die Lage. Das Logengebäude wurde beschlagnahmt und als Kaserne und Messe umfunktioniert. Begegnungen der Brüder fanden nur noch auf privater Ebene statt. So wurde beispielsweise eine Aufnahmeloge in den Wohnräumen des Meisters vom Stuhl, Br. Duckwitz, abgehalten. Zudem fanden gemeinsame Wanderungen statt, die dem Gemeinschaftsgeist förderlich waren.

Ehemaliges Logenhaus

Die amerikanischen Freimaurer gründeten 1919 einen "Masonic-Club". Es gelang den Koblenzer Brüdern, dessen Vorsitzende, Major Salomon und Captain Kingston, auf das Logengebäude aufmerksam zu machen. Sogleich veranlaßten die beiden amerikanischen Brüder die Freigabe der Logengebäude für ihre freimaurerischen Zwecke. Die Truppen verließen das Anwesen, und die zahlreichen Brüder der US-Armee konnten nun die Räume für ihr Sekretariat und ihre Arbeiten benutzen. Ein Clubzimmer und den kleinen Saal überließen sie an zwei Wochentagen den Koblenzer Brüdern, so daß diese wieder zusammenkommen konnten. An ihren Zusammenkünften nahmen auch amerikanische Brüder teil.

Die Amerikaner gründeten nun ihrerseits aus dem "Masonic-Club" eine amerikanische Feldloge. Diese nannten sie "Lahneck-Lodge" nach der in der Nähe gelegenen Burg Lahneck, von der eine Sage erzählt, daß dort früher einmal Tempelherren des Malteser-Ritterordens residiert hätten. Diese Überlieferung ist zwar unwahrscheinlich, mag aber den amerikanischen Brüdern sehr imponiert haben, die in ihren Hochgraden eine Stufe des "Tempelherren" haben und darum die Gründung auf Burg Lahneck begingen. - So hatte das Koblenzer Logenhaus vorübergehend den Namen "Lahneck-Lodge". Die amerikanischen Brüder zahlten eine gute Miete und übernahmen auch Kosten für Strom, Gas, Wasser etc. Sie gaben weiterhin den Koblenzer Brüdern die Möglichkeit, an einem oder zwei Abenden im Monat den Tempel für ihre Arbeiten zu nutzen. So arbeiteten zwei Logen in demselben Gebäude. Die amerikanischen Brüder baten um Erlaubnis, deutsche Arbeiten besuchen zu dürfen, und luden ihrerseits die deutschen ein, an ihren Arbeiten teilzunehmen. Dadurch entstand für die Koblenzer eine schwierige Lage. Sie ergab sich aus der Frage, ob man mit Angehörigen eines früheren Feindstaates in die Bruderkette treten könne. Es bestanden große Bedenken, wie wohl nationalistische Kreise - auch in der Freimaurerei - eine solche Begegnung aufnehmen würden. Es zeigte sich aber, daß die Amerikaner durchaus empfänglich waren für deutsche Gedankengänge, sogar die deutschen Auffassungen zu den mit dem Krieg zusammenhängenden Fragen geradezu zu ergründen suchten. So entschloß man sich, angesichts der deutschen Not und dem sonst in der Welt fehlenden Verständnis für deutsche Angelegenheiten die amerikanische Einladung anzunehmen, um im Verkehr mit den amerikanischen Brüdern den deutschen Standpunkt darzulegen und damit dem Vaterland zu dienen. Tatsächlich konnte auf diesem Wege manches Mißverständnis beseitigt, manche Propagandalüge zerstreut, manche in die Welt gesetzte falsche Darstellung richtiggestellt werden. Wenn die Haltung der USA Deutschland gegenüber in der Folgezeit verständnisvoller und wohlwollender wurde, so hat vielleicht auch die Koblenzer Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" einen kleinen Teil dazu beigetragen.

Im Jahre 1922 gingen die Amerikaner in die Staaten zurück. Sie hinterließen den Koblenzer Brüdern ihre neue Orgel mit elektrischem Motorgebläse sowie eine gewisse Menge an Lebensmitteln für bedürftige Mitglieder der Loge.