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Die Freimaurerei, ein Kind der Aufklärung, wurde von französischen Beamten, die im Sog des Revolutionsheeres nach Koblenz kamen, in die Stadt an Rhein und Mosel gebracht. Im Jahre 1808 gründeten die Franzosen die Loge "L' Union désirée", die vom Grand Orient in Paris abhängig war und auch deutsche Mitglieder aufnahm. Sie bestand aus 13 französischen und 10 deutschen Brüdern. Die deutschen gehörten bereits bestehenden Logen in Köln, Bonn, Amsterdam etc. an. Das erste Mitgliederverzeichnis führt bereits 54 Namen auf, darunter Nicolaus Nebel, der frühere Maire der Stadt Koblenz, sein Schwiegersohn Friedrich Deinhard, der Begründer der heute weltbekannten Sekt- und Weinkellerei, dessen Teilhaber Karl Tesche, ein damals bekannter Advokat, Matth. Gebel, Architekt Trosson, der Konditor Franz Mosler, der Kaufmann Marc Pottgeiser, an den bis zur Zerstörung der Kastorgasse noch das Pottgeisergäßchen - eine Seitengasse der Kastorgasse - erinnerte, ferner der Maler und Professor Carl Conrad Zick, ein Enkel des Malers Januarius Zick. Bemerkenswert ist noch, daß der Gründer des Musik-Institutes, Jos. Andr. Anschütz, Mitglied war. Er hat eine Cantate, von dem französischen Br. Ponteuil gedichtet, in Musik gesetzt, sie wurde bei jeder Festarbeit gesungen. Ebenso komponierte er einen Marsch für die Koblenzer Freimaurer, unter dessen Klängen die Brüder bei den Festarbeiten in den Tempel zogen.

Bei der Installation der Loge am 5.2.1810 waren als Vertreter der Bonner Loge fünf Brüder anwesend, unter ihnen Br. Franz Wegeler, ein Jugendfreund Beethovens und der Dichter des Bundesliedes "Brüder reicht die Hand zum Bunde".

Bis zum Rheinübergang der verbündeten Heere im Jahre 1814 stand die Koblenzer Loge "L'Union désirée" mit dem Grand Orient de Paris als ihrer Mutterloge in Verbindung. Nachdem 1815 nun das Rheinland preußisch geworden war, löste die Koblenzer Loge ihre Verbindung mit Paris und suchte Anschluß an eine preußische Großloge. Sie nannte sich nun "Zur gewünschten Einigung". Am 20.10.1816 ersuchte sie um Aufnahme in die "Große Nationale Mutterloge zu den drei Weltkugeln" in Berlin.

 Albrecht Erlenmeyer
Albrecht Erlenmeyer

Koblenz war 1815 der Hauptsitz der preußischen Militär- und Zivilverwaltung im Rheinland. Viele dort tätige Beamte und Offiziere waren Freimaurer, die während der Befreiungskriege Mitglieder in Feldlogen gewesen waren. Es blieb nicht aus, daß die Koblenzer Mitglieder der früheren französischen Loge mit den neu hinzugezogenen altpreußischen Logenbrüdern in Verbindung traten. Br. Friedrich Ribbentrop, Staatsrat und Generalintendant der preußischen Feldarmee, gelang es nun, die alteingesessenen und die preußischen Brüder am 10. August 1817 zum Zusammenschluß zu einer neuen Loge zu veranlassen. In dieser Versammlung erklärten sich 42 Brüder zur Neugründung bereit. Meister vom Stuhl wurde Constantin von Zepelin, Oberst und Brigadekommandeur, 1. zugeordneter Meister Georg Friedrich Aschenborn, Regierungsdirektor, 1. Vorsteher Matth. Simon, Geheimer Kriegsrat, 2. Vorsteher Ludwig von Restorff, Major und Kommandant. Unter den sonstigen gewählten Beamten befand sich auch der Freiheitsdichter Max von Schenkendorf, Regierungsrat. Es wurde beschlossen, die neue Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" zu nennen.

Nach vollzogener Gründung traten Schwierigkeiten auf: Es fehlten anfangs geeignete Räume für eine größere Gesellschaft und verschiedene Gegenstände für die Tempeleinrichtung, und der zum Meister. v. Stuhl gewählte Br. von Zepelin wurde unmittelbar nach seiner Wahl versetzt. Auch der Tod des Gründungsmitglieds Max von Schenkendorf, der am 11.12.1817 starb, überschattete die Anfänge der Koblenzer Bauhütte. Aber die Arbeit sollte weitergehen. An Stelle des Oberst von Zepelin wurde der Regierungsdirektor Georg Friedrich Aschenborn zum Meister vom Stuhl gewählt. Doch auch er mußte schon Anfang 1818 die Stadt verlassen. Sein Nachfolger wurde der Hauptmann im Generalstab, Br. O'Etzel., der auch bald nach Berlin versetzt wurde. Der häufige Wechsel im Amt des Meisters vom Stuhl und das frühzeitige Ausscheiden weiterer Gründungsmitglieder erschwerten den Aufbau und inneren Ausbau der Loge. Die Logenarbeiten fanden zunächst in den von der französischen Loge benutzten Räume im alten Rathaus und im Schöffenhaus statt. Im Jahre 1826 kündigte die Stadt die Räumlichkeiten, und man beschloß, die Arbeiten vorläufig ruhen zu lassen, bis geeignete Räumlichkeiten gefunden wären.

1839 wurde die regelmäßige Logenarbeit wieder aufgenommen und Karl Moritz Ferdinand von Bardeleben, Gen.-Leutnant und Gouverneur der Stadt, zum Meister vom Stuhl gewählt. Dieses Amt bekleidete er fast 10 Jahre, bis er es aus Gesundheitsgründen 1848 niederlegen mußte. Diesem Br. von Bardeleben ist es zu verdanken, daß sich die Loge in Ruhe entwickeln konnte. Seine Verdienste wurden anläßlich seines 50. Dienstjubiläums durch die Gründung der "Von-Bardeleben-Stiftung" zur Unterstützung von Studierenden geehrt. Später wurde diese Stiftung in "Jubilar Stiftung" umbenannt. Sie wurde von Brüdern, die ihr 50jähriges dienstliches oder maurerisches Jubiläum feierten, immer wieder finanziell unterstützt.

Stiftungsfest 1925
Zum 108-jährigen Stiftungsfest am 18. Oktober 1925

Der Nachfolger des Br. von Bardeleben wurde bis 1871 Kommerzienrat Friedrich Bohn. Ihm war es zu verdanken, daß die Loge nunmehr in Koblenz ein eigenes Logenheim erhielt. Vor der Aufnahme der regelmäßigen Arbeiten mietete die Loge im Jahre 1839 auf drei Jahre ein alleinstehendes kleines Haus. 1843 wurde das Haus verkauft und mußte innerhalb von zwei Monaten geräumt werden. Die Loge hatte nun keine Räume mehr. In dieser Notlage kam ihr das Militärkasino zu Hilfe. Es stellte dienstags und samstags einen großen Saal zur Verfügung. Da bot Friedrich Bohn sich an, auf seinen Namen ein Haus zu kaufen und es dann an die Loge zu veräußern. Er fand für diesen Plan ein geeignetes Haus auf dem Münzplatz auf dem Gelände des heutigen Kinos "Burgtheater". In einer Versammlung am 1.7.1843 erklärten sich die anwesenden Brüder mit dem Kauf einverstanden. Endlich besaß die Loge ein eigenes Heim, das ihr 92 Jahre dienen sollte. Im Jahre 1862 wurde dort von der Loge noch ein Flügel nach Westen angebaut. In der Amtszeit von Br. Bohn besuchte der als Gouverneur des Rheinlandes in Koblenz wohnende Protektor der Großloge, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., in den Jahren 1849 - 1853 mehrmals die Arbeiten der Loge.

Weitere bemerkenswerte Stuhlmeister waren die Brr. Kommerzienrat Heinrich Landau, Teilhaber eines Grubenbetriebes und als Vertreter der liberalen Partei Mitglied im Stadtrat, ferner Major Meinecke, Theodor Tilemann, Teilhaber des großen Handelshauses Schmer & Co. und Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Koblenz. Nach 1900 und während großer Teile des Ersten Weltkrieges wurde die Loge von dem Geheimen Sanitätsrat Dr. med. Albrecht Erlenmeyer geleitet. Er war damals ein bekannter Nervenarzt, der in Bendorf die Erlenmeyerschen Anstalten für Gemütskranke unterhielt. Ihm sind wichtige Aufzeichnungen zur Geschichte der Koblenzer Bauhütte zu verdanken.


Am 26.10.1917 feierte die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" ihr 100jähriges Bestehen. Eine große Anzahl Brüder aus der eigenen sowie aus anderen Bauhütten, z. B. aus Neuwied, Bonn, Bad Kreuznach, Limburg und Wetzlar, nahmen daran teil. Entsprechend dem Ernst der Kriegszeit nahm es einen zwar bescheidenen, aber dennoch würdigen Verlauf.

Besorgt sahen die Brüder dem Ausgang des Ersten Weltkrieges entgegen, und man fragte sich, wie sich die Niederlage, die Revolution sowie eine feindliche Besatzung auf die Freimaurerei auswirken würde. Zunächst waren die Sorgen unbegründet, da der Arbeiter- und Soldatenrat der Stadt Koblenz wohl andere Probleme hatte und keinerlei Stellung zur Freimaurerei bezog, so daß die Loge ihre Arbeit unbehelligt fortsetzen konnte.

Erst der Einmarsch amerikanischer Truppen am 13.12.1918 und die begrenzte Ausgangszeit machten für einige Zeit Begegnungen innerhalb der Loge unmöglich. Doch schon bald, Anfang 1919, änderte sich die Lage. Das Logengebäude wurde beschlagnahmt und als Kaserne und Messe umfunktioniert. Begegnungen der Brüder fanden nur noch auf privater Ebene statt. So wurde beispielsweise eine Aufnahmeloge in den Wohnräumen des Meisters vom Stuhl, Br. Duckwitz, abgehalten. Zudem fanden gemeinsame Wanderungen statt, die dem Gemeinschaftsgeist förderlich waren.

Ehemaliges Logenhaus

Die amerikanischen Freimaurer gründeten 1919 einen "Masonic-Club". Es gelang den Koblenzer Brüdern, dessen Vorsitzende, Major Salomon und Captain Kingston, auf das Logengebäude aufmerksam zu machen. Sogleich veranlaßten die beiden amerikanischen Brüder die Freigabe der Logengebäude für ihre freimaurerischen Zwecke. Die Truppen verließen das Anwesen, und die zahlreichen Brüder der US-Armee konnten nun die Räume für ihr Sekretariat und ihre Arbeiten benutzen. Ein Clubzimmer und den kleinen Saal überließen sie an zwei Wochentagen den Koblenzer Brüdern, so daß diese wieder zusammenkommen konnten. An ihren Zusammenkünften nahmen auch amerikanische Brüder teil.

Die Amerikaner gründeten nun ihrerseits aus dem "Masonic-Club" eine amerikanische Feldloge. Diese nannten sie "Lahneck-Lodge" nach der in der Nähe gelegenen Burg Lahneck, von der eine Sage erzählt, daß dort früher einmal Tempelherren des Malteser-Ritterordens residiert hätten. Diese Überlieferung ist zwar unwahrscheinlich, mag aber den amerikanischen Brüdern sehr imponiert haben, die in ihren Hochgraden eine Stufe des "Tempelherren" haben und darum die Gründung auf Burg Lahneck begingen. - So hatte das Koblenzer Logenhaus vorübergehend den Namen "Lahneck-Lodge". Die amerikanischen Brüder zahlten eine gute Miete und übernahmen auch Kosten für Strom, Gas, Wasser etc. Sie gaben weiterhin den Koblenzer Brüdern die Möglichkeit, an einem oder zwei Abenden im Monat den Tempel für ihre Arbeiten zu nutzen. So arbeiteten zwei Logen in demselben Gebäude. Die amerikanischen Brüder baten um Erlaubnis, deutsche Arbeiten besuchen zu dürfen, und luden ihrerseits die deutschen ein, an ihren Arbeiten teilzunehmen. Dadurch entstand für die Koblenzer eine schwierige Lage. Sie ergab sich aus der Frage, ob man mit Angehörigen eines früheren Feindstaates in die Bruderkette treten könne. Es bestanden große Bedenken, wie wohl nationalistische Kreise - auch in der Freimaurerei - eine solche Begegnung aufnehmen würden. Es zeigte sich aber, daß die Amerikaner durchaus empfänglich waren für deutsche Gedankengänge, sogar die deutschen Auffassungen zu den mit dem Krieg zusammenhängenden Fragen geradezu zu ergründen suchten. So entschloß man sich, angesichts der deutschen Not und dem sonst in der Welt fehlenden Verständnis für deutsche Angelegenheiten die amerikanische Einladung anzunehmen, um im Verkehr mit den amerikanischen Brüdern den deutschen Standpunkt darzulegen und damit dem Vaterland zu dienen. Tatsächlich konnte auf diesem Wege manches Mißverständnis beseitigt, manche Propagandalüge zerstreut, manche in die Welt gesetzte falsche Darstellung richtiggestellt werden. Wenn die Haltung der USA Deutschland gegenüber in der Folgezeit verständnisvoller und wohlwollender wurde, so hat vielleicht auch die Koblenzer Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" einen kleinen Teil dazu beigetragen.

Im Jahre 1922 gingen die Amerikaner in die Staaten zurück. Sie hinterließen den Koblenzer Brüdern ihre neue Orgel mit elektrischem Motorgebläse sowie eine gewisse Menge an Lebensmitteln für bedürftige Mitglieder der Loge.


Die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" kam nach dem Abzug der Amerikaner wieder in den vollen Besitz ihrer Gebäude und damit zu einem normalen Logenleben. Sie wurde von der die Amerikaner ablösenden und bis 1929 währenden französischen Besatzung in keiner Weise beeinträchtigt. Begegnungen mit französischen Freimaurern fanden allerdings nicht statt; sie wären bei den politisch-militärischen Verhältnissen der damaligen Zeit auch kaum denkbar gewesen.

Die Dekade war geprägt durch den Umbau des Logenhauses am Münzplatz. Zwar fällt die Fertigstellung noch in die Zeit der amerikanischen Besetzung; die Auswirkungen des Umbaus allerdings reichen bis in die dreißiger Jahre.

Bankettsaal
Bankettsaal im Logenhaus Münzplatz, vor 1934

Schon während des Ersten Weltkrieges hatte sich ergeben, daß eine gründliche Umgestaltung des Hauses notwendig war. Der Entschluß dazu wurde anläßlich des 100. Stiftungsfestes am 26.10.1917 gelegt. Gleich zu Beginn ergaben sich große Schwierigkeiten bei der Beschaffung der nötigen Mittel. Die Finanzierung übernahm Br. Kleinmann. Seiner Initiative ist es zu verdanken, daß die Aufgabe gelöst werden konnte. Auf seinen Vorschlag hin wurden verzinsliche "Bausteine" ausgegeben, die, unter die Brüder gebracht, eine Summe von 230000 RM ergaben, was einem Goldmarkwert von etwa 22 000 Mark entsprach. Damit schien der Umbau zunächst finanziell abgesichert. Es zeigte sich jedoch bald, daß die Kosten infolge der Inflation erheblich anstiegen und weitere Spenden von Brüdern erforderlich wurden. Zusammen mit Schenkungen in Höhe von 70000 Papiermark und den "Bausteinen" erreichte man eine Summe von insg. 350000 RM, was etwa einer Goldmarksumme von 25000 Mark entsprach. Mit diesem Geld konnte der Umbau in Angriff genommen werden. War das Anwesen der Loge schon während des Krieges renovierungsbedürftig, so stellte es sich nach dem Gebrauch als Kaserne durch die amerikanischen Soldaten in einem bedenklichen Zustand dar. Nach dem Vorschlag der Architekten Br. Reich und Br. Nolte wurde 1920 mit dem Umbau begonnen, und Ende des Jahres war die Loge wieder im Besitz eines gepflegten und repräsentativen Heimes mit der erfreulichen Auswirkung, daß der Besuch von Brüdern und Gästen ständig zunahm. Die Anziehungskraft auf Suchende wurde noch verstärkt durch die Tatsache, daß der damalige Meister vom Stuhl, Br. Duckwitz, einen sog. "Rednerfond" gründete, durch den es möglich war, die interessierte Bürgerschaft zu Konzerten, Vorträgen und philosophischen Vortrags-Zyklen einzuladen. Nebenher wurde der Bankettsaal gelegentlich für Tagungen, z. B. an akademische Verbände oder Gremien der Wirtschaft, vermietet, so daß durch diese Nebeneinnahmen die Finanzen der Loge aufgebessert werden konnten. Außerdem wurde dem Offiziersverein des ehemaligen 68. Inf.Rgt., dessen Kasino aufgegeben werden mußte, gestattet, gelegentlich die Clubzimmer der Loge zu benutzen und einige der ihnen gehörenden Möbel dort aufzustellen.

Ehemaliges Logenhaus
Logenhaus Münzplatz 11, Zustand vor der Beschlagnahme im Sommer 1934

Die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" war also auf einem sehr günstigen Stand ihrer Entwicklung. Der Verlust von alten, i. d. e. O. eingegangenen Brüdern wurde durch den regen Zulauf Suchender gut ausgeglichen. Die Zahl der Mitglieder belief sich immer auf etwa 130 - 140. Die Clubabende und Arbeiten waren immer gut besucht, im Kreis der Brüder herrschte gutes Einvernehmen, und die Finanzen der Koblenzer Bauhütte waren nach Überwindung der Inflation geordnet.

Die Lage änderte sich mit dem Abzug der Franzosen im Jahre 1929, als die Nationalsozialisten im Rheinland Einzug hielten und sofort mit ihrer extrem politischen Propaganda, u. a. auch gegen die Freimaurerei, begannen. Zunächst blieb es bei allgemeinen verbalen Angriffen, die kaum Beachtung fanden. Doch bald erschienen in der nationalsozialistischen Presse von Koblenz die ersten persönlichen Angriffe gegen die Stuhlmeister Duckwitz und Gerth. Man wertete es seitens der Loge als das Klügste, diese Anschuldigungen unbeachtet zu lassen, da Erwiderungen nur noch schärfere Angriffe der Nazis provoziert hätte, denen man machtlos ausgeliefert gewesen wäre. Es waren erste Sturmzeichen, und einzelne Brüder zogen es bereits vor, die Loge zu meiden und sogar Anschluß an die Nazis zu suchen.

Alter Tempel
Der Logentempel. Zustand etwa 1930, vor dem Umbau des Altars und der Aufseherpulte

Noch arbeitete die Loge unbehelligt und konnte im November 1932 in Traben-Trarbach eine gut verlaufene Außenarbeit abhalten, die letzte großße und sorgenfreie Tagung für viele Jahre, wie sich später herausstellen sollte.


Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30.1.1933 spitzten sich die rücksichtslosen Angriffe auf die Freimaurerei zu. In Schmähbriefen, in der Presse, im Rundfunk und in Versammlungen wurde das Tollste und Verlogenste über die Freimaurerei ausgesagt und verbreitet, das man sich denken kann, und leider wurden viele dieser Verleumdungen auch geglaubt. Die vorher beschriebene Begegnung deutscher und amerikanischer Logenbrüder nach dem Ersten Weltkrieg wurde als "Landesverrat" ausgelegt. In der Presse wurden die ebenso absurden wie unwahren Anschuldigungen des Reichsleiters Bunk, des Gestapo-Chefs Hasselbacher, des Oberregierungsrates Huber und des russischen Emigranten Schwarz-Bostunitsch mit gehässigen Kommentaren in Umlauf gesetzt. Die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" stand in dieser schweren Zeit in ständiger Verbindung mit ihrer Großloge. Der damalige Großmeister, Br. Dr. Border, protestierte gemeinsam mit den anderen preußischen Großmeistern gegen die schweren und unhaltbaren Vorwürfe und Anschuldigungen. Das Unterfangen war vergebens. Um den Bestand der Großloge zu erhalten, wurde versucht, einen Ausweg zu finden, indem man die Großloge in einen "deutsch-christlichen Orden" umwandelte und rituelle Formen einem positiv-deutschen Sinne anpaßte - ein aussichtsloser Versuch, der von den Koblenzer Brüdern mit bedrückten Gefühlen aufgenommen wurde. Er hatte aber zur Folge, daß Hitler im Januar 1934 in einem Erlaß verfügte, daß die preußischen Großlogen nicht mehr verfolgt werden sollten. Es zeigte sich aber sehr bald, daß dieser Erlaß nicht ernst gemeint war und auch so gut wie nicht beachtet wurde.

Unter solchen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß die Arbeit der Koblenzer Loge 1932/33 mehr und mehr erlahmte. Suchende blieben aus, ängstliche Brüder mieden das Logenhaus, und nach der Machtübernahme kehrten zahlreiche Brüder der Loge aus allseits bekannten Gründen den Rücken. So sank die Zahl der Brüder schnell auf etwa 35, und von denen trauten sich auch nur noch wenige, das Logenhaus zu betreten oder sich als Freimaurer zu bekennen.

Am 6.7.1934 wurde der Stuhlmeister, Br. Meyer, von der SS angerufen und aufgefordert, sofort im Logenhaus zu erscheinen. Da er zunächst verhindert war, befahl man den Zugeordneten Meister vom Stuhl, Br. Hermann Schmidt, zur Loge. Als dieser dort erschien, fand er die Logenräume von bewaffneten SS-Männern besetzt. Auf seine Frage, was man von ihm wolle, erhielt er den Bescheid, daß ein Sturmbannführer namens Brand aus Berlin gekommen sei, um im Auftrag der Berliner Gestapo-Zentrale die Räumlichkeiten und das Inventar der Loge zu beschlagnahmen. Br. Schmidt rief sofort die Koblenzer Gestapo an, verwies auf den Erlaß Hitlers vom Januar 1934 und protestierte gegen die Beschlagnahme, zumal dafür auch keine schriftliche Autorisierung vorlag. Der zuständige Gestapo-Beamte, Oberregierungsrat Apel, erwiderte, daß der Erlaß des Führers überholt sei und die Berliner Zentrale auch ohne schriftlichen Befehl eine Beschlagnahme durch ihre Organe durchführen lassen könne. Inzwischen war Sturmbannführer Brand erschienen und verlangte von Br. Schmidt die Schlüssel für Haus, Zimmer, Tresor und Schränke. Mittlerweile waren jedoch schon alle Räume gewaltsam geöffnet und besonders der Weinkeller von der SS regelrecht geplündert worden. Der darauf zielende Protest von Br. Schmidt wurde schroff abgewiesen. Es wurde ihm unter Androhung von Strafe und sofortiger Verhaftung befohlen, über die Vorgänge Stillschweigen zu bewahren, und Haus, Post und Telefon unter Kontrolle gestellt. Br. Schmidt verwahrte sich gegen das Schweigegebot und wies darauf hin, daß vor der Loge bereits ein großer Menschenauflauf entstanden sei und man ihm nicht die Verantwortung dafür aufladen könne, wenn die Vorgänge in der Stadt weitererzählt würden. Er bat noch den Sturmbannführer Brand, die wertvolle Bibliothek und die historischen Sammlungen zu schützen, was ihm auch zugesagt wurde. Unmittelbar nachdem Br. Schmidt den Ort des Geschehens verlassen hatte, begannen die SS-Leute damit, die Kultgeräte, Sammlungen, Archivalien und Gemälde auf Lastwagen zu verladen. Dasselbe geschah auch mit der Bibliothek. Vor der Loge führten die SS-Leute mit freimaurerischen Bekleidungsstücken und Kultgegenständen allerhand Unfug vor den Schaulustigen auf. Sie verbrachten die aufgeladenen Sachen zum Arbeitsdienstlager, von wo sie, wie es hieß, später in ein Berliner Freimaurermuseum kommen sollten. Da der Schlüssel zum Tresor in Händen von Br. Hundert war, ließ Sturmbannführer Brand ihn mit dem Wagen holen. Der Inhalt des Tresors bestand nur aus alten Urkunden und Akten, die ebenfalls beschlagnahmt wurden. Br. Hundert bekam aber wenigstens ein Verzeichnis der entnommenen Akten und Dokumente. Inzwischen hatte sich auch der Stuhlmeister, Br. Meyer, eingefunden, der aber die Beschlagnahme auch nicht mehr rückgängig machen konnte. Nicht einmal ein Verzeichnis der verschleppten Sachen wurde ihm ausgehändigt. Man schickte ihn mit einem Kriminalbeamten zur Dresdner Bank, wo die Konten der Loge und der Logen-Weinhandlung gesperrt wurden. Br. Meyer begab sich sodann zur Koblenzer Gestapo, um den dort für die Angelegenheit zuständigen OReg.-Rat Apel persönlich zu sprechen. Dieser ließ ihn aber nicht vor, sondern durch einen Beamten ausrichten, daß die Beschlagnahme auf Weisung der Berliner Zentrale erfolgt sei. Gegen diese Maßnahme sei eine Beschwerde zwar zulässig, aber nicht ratsam, weil sie nur unnötige Kosten verursache.

Auf Veranlassung des Stuhlmeisters Br. Meyer begab sich der zufällig in Berlin weilende Br. Dr. Gertz zum Großmeister Dr. Border und zur Gestapo-Zentrale. Dr. Border empfahl, unverzüglich beim zuständigen Bezirksausschuß einen Einspruch einzulegen. Bei der Gestapo erhielt er den Bescheid, daß über die Koblenzer Vorgänge noch kein Bericht vorliege. Br. Gertz verlangte, den Dezernenten selbst zu sprechen. Am Nachmittag wurde er schließlich dem Dezernenten Dr. Hasselbacher vorgestellt, einem der schlimmsten Hetzer gegen die Freimaurerei. Dieser gab ihm zu verstehen, daß vor der Vorlage eines schriftlichen Berichts alle Bemühungen der Koblenzer Freimaurer zwecklos seien. Br. Gertz betonte, daß man in Berlin doch wissen müsse, was in Koblenz geschehen sei, da Sturmbannführer Brand doch von Berlin aus mit der Beschlagnahme der Loge beauftragt worden sei. Davon aber - so der Dezernent - wisse er nichts.

Auf Empfehlung des Großmeisters Border, unverzüglich bei Gericht auf Freigabe der Loge Klage einzureichen, wurde am 7.8.1934 durch den Rechtsanwalt Dr. Sorge, Berlin, gegen die Gestapo-Zentrale Klage erhoben. Die Großloge empfahl ferner, auch bei der Koblenzer Gestapo Einspruch zu erheben, was am 13.8.1934 per Einschreiben geschah. Am 31.8.1934 kam von der Gestapo Koblenz der Bescheid, daß die Beschlagnahme erfolgt sei aufgrund des "Gesetzes über Einziehung kommunistischen Vermögens" in Verbindung mit dem "Gesetz über Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens" und daß der Einspruch der Loge nach Berlin weitergeleitet worden sei. Der Berliner Anwalt Dr. Sorge teilte am 1.11.1934 mit, daß in der Angelegenheit der Beschlagnahme nur eine Dienstaufsichtsbeschwerde beim preußischen Ministerpräsidenten Aussicht auf Erfolg habe, weil das Berliner Bezirksverwaltungsgericht sich nicht für zuständig bei einer Klage gegen die Gestapo halte. Also reichte die Koblenzer Loge einen energischen Protest an den Innenminister in Berlin und gleichzeitig bei der Koblenzer Gestapo gegen deren Bescheid vom 31.8., der die Freimaurer mit den Kommunisten auf eine Stufe gestellt hatte. Am 13.11.1934 traf die Stellungnahme der Gestapo-Zentrale zur Dienstaufsichtsbeschwerde in Koblenz ein. Die Beschwerde wurde zurückgewiesen.

Zum ersten Male wurde dabei in der Begründung zugestanden, daß die Beschlagnahme des Koblenzer Logeneigentums am 6.7.1934 im Auftrag des Inspekteurs der Gestapo erfolgt war. Bis dahin hatten die Dienststellen der Gestapo immer vorgegeben, von diesem Auftrag nichts gewußt zu haben! Weiterhin hieß es, eine Einziehung des Logenvermögens habe bisher nicht stattgefunden. Im übrigen handele es sich zwar nicht um eine Abwehr kommunistischer Gewaltakte, aber derartige Maßnahmen könnten gegen alle Staatsbürger angewandt werden, die im Verdacht stünden, staatsfeindliche Bestrebungen zu fördern. Die Logen hätten eine geheime Oberleitung, eine eigene Gerichtsbarkeit, geheime Zeichen und bildeten einen Staat im Staate, seien also als staatsfeindlich anzusehen, und darum sei die Beschlagnahme nicht aufzuheben. Einspruch gegen diese Entscheidung sei nur beim preußischen Ministerpräsidenten möglich. - Unterzeichnet war der Bescheid von Heydrich.

Es erfolgte nunmehr seitens der drei preußischen Großlogen am 4.12.1934 eine Beschwerde über derartige Beschlagnahmungen beim preußischen Ministerpräsidenten. Ein weiterer Protest erging seitens der Koblenzer Loge mit eingehender Widerlegung der Anschuldigungen der Gestapo. Das Innenministerium verwies auf die Zuständigkeit des Ministerpräsidenten, und dessen Antwort blieb aus. Am Ende dieser "Hinhaltetaktik" wurde den Großlogen schließlich mitgeteilt, daß für die Freimaurerei im Dritten Reich kein Platz sei und daß deren Aufhebung mit Einzug des gesamten Eigentums erfolgen würde, wenn sich die Logen nicht in kürzester Frist selbst auflösten. Angesichts dieser Sachlage traten die Großlogen sofort in Verhandlungen mit der Gestapo ein mit dem Ziel, die Modalitäten einer "freiwilligen" Auflösung zu erörtern. Die getroffenen Abmachungen lauteten im wesentlichen:

  1. Die Logen erhalten ihren Besitz zur Liquidation zurück.
  2. Der Liquidator der Großloge, Br. Dr. Manerke, bezahlt vom Erlös der einzelnen Liquidationen die noch vorhandenen Schulden einzelner Logen. Der übrigbleibende Betrag fällt an die Freimaurer-Altersheime und an die Seitz-Reinke-Stiftung für kranke Kinder.
  3. Den Angestellten der Logen dürfen Versorgungszugeständnisse gemacht werden.
  4. Die Propaganda gegen die Freimaurer soll eingestellt, die Freimaurer selbst sollen in Zukunft nicht mehr diffamiert oder in ihrer Stellung geschädigt werden.

Vom Liquidator der Großloge wurde für die Koblenzer Bauhütte Br. Dr. Gertz bestimmt, dem Br. Menzendorf beigegeben wurde. Noch einmal fand im Logenhaus im Kreise der wenigen treu gebliebenen Brüder eine letzte Arbeit statt mit einer ergreifenden Abschiedsrede des Stuhlmeisters, Br. Meyer, die er mit folgendem Vers beschloß:

"Das Haus ist zerfallen. Was hat's noch für Not? Der Geist bleibt in uns allen, und unsere Burg ist Gott."

Damit löste sich die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" am 17.7.1935 auf. Das Logengebäude kam vereinbarungsgemäß wieder in den Besitz der Loge, richtiger gesagt: des Liquidators. Das verschleppte Inventar sollte auch zurückgegeben werden, aber die Kisten mit Archivmaterial, Bibliothek und anderen Sammlungen waren angeblich nicht mehr zu finden. Die Weinbestände (ca. 1200 Flaschen) waren bis auf einen Rest von 60 Flaschen gestohlen. Die Logenräume selbst waren verwüstet: alle Möbel zerschlagen, die Lampen, Gläser und das Porzellan zertrümmert, Vorhänge zerrissen, Sessel und Bilder zerschnitten, Boden und Wände besudelt. Vom Inventar waren nur noch kümmerliche Reste vorhanden. Der zuständige Baurat, mit dem Br. Gertz verhandelte, hatte nur ein Achselzucken für den protestierenden Liquidator übrig. Damit war erwiesen, daß der von Sturmbannführer Brand zugesicherte Schutz mehr als mangelhaft war.

Schon während der Beschlagnahmezeit hatte sich die Koblenzer Hitler-Jugend für das Logenhaus interessiert. Deshalb forderte die Stadtverwaltung den Verkauf des Hauses an die HJ; ein anderweitiger Verkauf wurde nicht zugelassen, und so mußte das Logenhaus durch den Bevollmächtigten, Br. Menzendorf, zum vorgeschriebenen Preis von 25000 RM der Stadt übereignet werden. Der vereinbarte Kaufpreis entsprach in keiner Weise dem Wert des Anwesens, der sich auf etwa 130000 RM belief.

Der Liquidator setzte durch, daß die anfangs der zwanziger Jahre zum Umbau ausgegebenen "Bausteine" zum großen Teil an Bedürftige ausgezahlt werden konnten und der Rest an die Liquidationskasse der Großloge zum Ausgleich von Schulden anderer Bauhütten sowie an die erwähnten Altersheime ging.

Auch nach der Auflösung pflegten 12 Brüder weiterhin freundschaftlichen Verkehr, allerdings nur auf privater Basis, da freimaurerische Treffen verboten waren. Um nicht aufzufallen, wurden die Treffpunkte ständig gewechselt, und doch war man nie vor der Beobachtung und Kontrolle der Gestapo sicher. Ein Vorfall in Bad Ems mag das verdeutlichen: Einer Einladung der Emser "Freunde" folgend, begaben sich die 12 Koblenzer "Freunde" zu einem Ausflug nach Bad Ems. Am Abend fanden sie sich zu einem Essen im Hotel "Russischer Hof" bei Br. Westermeyer ein. Gegen 21.00 Uhr erschien plötzlich die Polizei und forderte die Koblenzer und die anwesenden Emser "Freunde" auf, sofort auseinander zu gehen. Sie mußten ihre Kennkarte vorweisen und wurden notiert. Weitere Folgen hatte die Begebenheit zwar nicht, mahnte aber zu größerer Vorsicht.

Ruine des alten Logenahuses
Logenhaus am Münzplatz. Blick durch das Tempelgebäude. Zustand im Juli 1949. Oben der Tempel, unten der Bankettsaal. Durch Bombenwurf im November 1944 zerstört.

Ganz geheim wurde einige Zeit später zu einem Johannisfest eingeladen, das in Niederlahnstein im Hotel "Weißes Roß" bei einem ausgesprochenen Nazi-Gegner, Herrn Satori, mit einer schlichten Tafelfeier begangen und vom früheren Stuhlmeister, Br. Dr. Gertz, geleitet wurde. Diese Veranstaltung blieb unbemerkt. Dagegen wurde ein Treffen zum Johannisfest des Jahres 1937 in Rhens verraten. Br. Menzendorf hatte die 10 der Loge treu gebliebenen Brüder vorsichtig und persönlich zu einer "Fahrt ins Blaue" eingeladen. Nur den Treffpunkt am Hauptbahnhof hatte er bekanntgegeben. Mit der Bahn ging es also nach Rhens und dort ins Hotel "Königsstuhl", wo Br. Menzendorf für die Brüder Tafel, Wein und Bowle gestiftet hatte. Stuhlmeister Br. Meyer hielt eine Ansprache, und danach wurde die "Kette" gebildet. Vermutlich war der Einladungszettel der Frau des Br. Nolte in die Hände gefallen, die eine leidenschaftliche Nationalsozialistin war und offenbar die Gestapo über das Vorhaben der Brüder in Kenntnis gesetzt hatte. Zwar blieb die Feier zum Johannisfest ungestört, war aber, wie sich später herausstellte, von Gestapo-Leuten beobachtet worden. Das hatte zur Folge, daß am Morgen des 15.7.1937 um 7.00 Uhr bei 10 Teilnehmern der Feier schlagartig die Gestapo im Haus erschien, eine zweistündige und gründliche Hausdurchsuchung vor- und die Brüder zur Einzelvernehmung mitnahm. Die bis zum späten Nachmittag dauernden Vernehmungen ergaben bei allen Verhörten wahrheitsgemäß das gleiche Resultat: nämlich, daß es sich in Rhens nicht um eine freimaurerische Arbeit gehandelt habe, da eine solche ja nur in einem Logenhaus und mit besonderem Ritual, nicht aber in einem öffentlichen und jedermann zugänglichen Lokal hätte abgehalten werden können. Es habe sich vielmehr um eine Erinnerungsfeier gehandelt, deren Kosten Br. Menzendorf für seine Freunde getragen habe. - Die vernommenen Brüder wurden eindringlich davor gewarnt, weitere Zusammenkünfte abzuhalten, die den Eindruck einer illegal fortgeführten Loge erwecken könnten. Dieser Vorfall in Rhens hatte noch eine tragische Folge: Der erwähnte Br. Nolte, aus dessen Haus offenbar der Verrat gekommen war, setzte nach einer Auseinandersetzung mit seiner nationalsozialistisch eingestellten Familie seinem Leben ein Ende. Die von ihm verfaßten Abschiedsbriefe wurden von der Gestapo beschlagnahmt. Tief betrübt und betroffen gaben die Brüder ihrem treuen Br. Nolte das letzte Geleit. - Aufgrund anderer Denunzierungen erfolgten noch weitere Vernehmungen von Brüdern durch die Gestapo, die aber, da völlig unbegründet, ohne Folgen blieben. Unter solchen Umständen blieb den Brüdern nur noch die Möglichkeit familiärer oder freundschaftlicher Zusammenkünfte. Diese 10 Brüder waren es auch, die die Keimzelle für den Wiederaufbau im Jahre 1946 bildeten.

Das Logenhaus wurde nach der Übergabe an die HJ durch die Stadt von der Partei aufwendig ausgebaut und neu eingerichtet. Im Sommer 1944 wurde es bei einem der zahlreichen Luftangriffe schwer beschädigt und im Winter des gleichen Jahres nahezu völlig zerstört.


Nach den schweren Luftangriffen und Artilleriebeschüssen zu Beginn des Jahres 1945 kehrten nach und nach die aus der Stadt geflohenen Einwohner zurück. Auch die Brüder der Koblenzer Loge fanden sich allmählich wieder ein. Manch einem waren Wohnung und Habe völlig vernichtet oder schwer beschädigt; aber die Freude des Wiedersehens half über die schmerzlichen Verluste hinweg und gab Mut für einen Wiederaufbau.

Die ersten Anzeichen eines wiedererwachenden freimaurerischen Lebens zeigten sich im Herbst 1945, als die Besatzungsmächte Versammlungen wieder erlaubten. Von Krefeld aus, von der Loge "Zu den drei Aufrechten", sandte der dortige Br. Fischer seine "Freimaurerbriefe", in denen er für die Einrichtung einer einheitlichen humanitären Großloge von Deutschland eine leidenschaftliche Propaganda entfaltete. Diese Briefe wurden im Bruderkreis diskutiert. Die Art der Ausführungen und viele unbrüderliche Bemerkungen gegen die altpreußischen Großlogen stießen in Koblenz auf Ablehnung; die Aktion aus Krefeld wurde als zu voreilig, ja geradezu als Überrumpelung empfunden.

Am 4.2.1946 wurde Br. Kleinmann im Namen der Loge beim französischen Stadtkommandanten Loudig, einem französischen Freimaurer, und seinem Adjutanten, Oberleutnant Metzger, vorstellig. Die Franzosen zeigten wohlwollendes Verständnis und genehmigten ohne Umstände die Wiedereröffnung der Loge mit freien Zusammenkünften.

Bedingung war nur, daß der Logenvorstand politisch völlig einwandfrei war und nur solche Brüder zugelassen würden, die die sog. "Entnazifizierungsbestimmungen" erfüllten. Somit konnte Br. Meyer die in der Stadt und ihrer Umgebung lebenden Brüder zu einer ersten Beratung einladen, die am 23.2.1946 im Hause des Br. Kleinmann stattfand. Br. Meyer, der als letzter Stuhlmeister bis 1934 die schwerste Bürde, die je einem Stuhlmeister in Koblenz auferlegt war, getragen hatte, nahm mit Freuden die Wiederwahl durch die Brüder an. Zum 1. Aufseher wurde Br. Kleinmann, zum 2. Aufseher Bruder H. Schmidt gewählt. Die Kassen- und Schriftführung übernahm vorerst der Stuhlmeister. Damit war nach einer unfreiwilligen Pause von 12 Jahren wieder ein fester Grund zu neuer Arbeit gelegt.

Auch von französischer Seite aus wurde Verbindung zu Br. Kleinmann aufgenommen. Wie in Neuwied, Bad Kreuznach und Bingen, so trat auch in Koblenz ein General Meunier vom Grand Orient de France mit seinem Adjutanten an den Stuhlmeister der Koblenzer Loge heran, um die allgemeine Lage zu besprechen. Die beiden Herren brachten dabei ihre Sympathie für die Entwicklung der Logen zum Ausdruck und versicherten sie ihres Wohlwollens. Zunächst mußte allerdings auf die Bindung an eine Großloge verzichtet werden. Die Genehmigung zur Logenarbeit beschränkte sich auf die französische Besatzungszone.

Auf Vorschlag des Stuhlmeisters wurde beschlossen, die Logenarbeit mit einer festlichen Johannisloge zu beginnen und in der Folgezeit regelmäßige Beratungslogen jeweils am ersten Samstag im Monat abzuhalten, die in einem gemieteten Hotelzimmer stattfinden sollten, da andere Räume nicht zur Verfügung standen.

Ein Höhepunkt freimaurerischen Lebens unmittelbar nach dem Krieg war das für den 22.6.1946 angesetzte Johannisfest. Es wurde im Konferenzsaal des Hauses von Br. Kleinmann gefeiert, der zu diesem Anlaß festlich geschmückt war. Die Feier hinterließ bei allen 30 Teilnehmern aus Koblenz, Neuwied, Mainz und Trier einen tiefen Eindruck. Einen ähnlich festlichen Verlauf nahm das 129. Stiftungsfest der Loge am 16.11.1946 im gleichen Raum.

Von dieser Zeit an fanden die monatlichen Zusammenkünfte im Sonderzimmer des Hotels "Hubertus" am Florinsmarkt statt.


Die schwere Nachkriegszeit ging auch an der Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" nicht ohne Spuren vorüber. Die Arbeit war zwar wieder aufgenommen worden, aber von einem geregelten Logenleben konnte noch lange nicht die Rede sein. Die Brüder hatten kein eigenes Logenheim und kaum rituelle Gegenstände. Große Probleme bereiteten zudem organisatorische Fragen, die aus heutiger Sicht banal klingen mögen, etwa: wie man als auswärtiger Bruder zu den Logenabenden kommen konnte. Durch die Bombenangriffe war der Nahverkehr fast völlig zusammengebrochen, und manch älterer Bruder konnte keine weiten Strecken durch die Trümmerlandschaft laufen. Hinzu kamen die Sorgen über die Versorgung der eigenen Familie mit dem Nötigsten. Eine große Hilfe waren die Care-Pakete amerikanischer Brüder für die Logenbrüder in ganz Deutschland und somit auch für die Koblenzer - ein sichtbares Zeichen für die weltweite Bruderkette, die auch durch einen solchen Krieg nicht zerrissen war. Br. Dr. Michael Kleinmann oblag die schwere Aufgabe, diese Gaben zu verteilen. Er bevorzugte ältere und bedürftige Brüder, die nicht in der Lage waren, sich an dem sonst allgemein üblichen "Organisieren" zu beteiligen. Wie sehr diese Pakete nötig waren und welche große Freude sie bereiteten, zeigt ein Dankesschreiben von Br. Breidenbach und seiner Frau an Br. Kleinmann mit Datum vom 17.2.1947, das hier im Wortlaut wiedergegeben werden soll:

"Lieber Br. Kleinmann!

Ein Festtag war uns beschieden, als das Packet aus Amerika durch Ihre gütige Vermittlung heute bei uns eintraf. Das waren alles Sachen, die wir seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.

Es ist heute Carneval, und trotz aller Not, Hunger und Kälte muß der Rheinländer an diesen Tagen froh und lustig sein. Da meiner Frau und mir unser hohes Alter diese fröhlichen Tage nicht mehr zuläßt, war dieses schöne Packet ein mehr als voller Ersatz!

Ein heißer Dank aus mehr als vollem Herzen klinge von uns herüber über den Ocean!

Ludwig Breidenbach und Frau."

"The Masonic Service Associacion of the United States" entsandte ein Spezialkomitee nach Deutschland, um über die Situation der Freimaurer dort zu berichten. Eine Studie, 1949 erstellt und 1950 herausgegeben, zeigt neben vielen anderen zerstörten Logenhäusern in Deutschland, z. B. in München, Nürnberg, Kassel, Hannover und Würzburg, auch das Koblenzer Logenhaus. Bemerkenswert ist der letzte Abschnitt jener Studie, welcher folgenden Wortlaut hat:

"Wir hoffen nur, daß in Zukunft keine österreichischen Maler mehr auf die Menschheit losgelassen werden und daß die geeinte Bruderkette der Welt nie mehr das Großwerden eines Diktators oder einer schrankenlosen Macht zuläßt. Nicht nur die Bruderschaft, sondern die ganze Welt sind dabei die Leidtragenden."

In diesem Sinne fanden auch Zusammenkünfte zwischen Koblenzer Brüdern und amerikanischen Freimaurern statt, die auf dem Flughafen Hahn stationiert waren.

Es stellte sich bald die Frage, welcher Großloge man sich anschließen sollte. Zunächst ging die Tendenz der Koblenzer Bauhütte dahin, wieder mit der alten Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" zusammenzuarbeiten, was in einem Beschluß vom 14.5.1949 dokumentiert ist, der aber bald darauf zurückgezogen wurde. Man bedauerte die Spaltung zwischen dem Bundesdirektorium und den Weltkugellogen des Westens, zu der es in den vorangegangenen Monaten gekommen war. Im Interesse der Einheit der Logen in Deutschland beschloß man, sich der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland (VGL) anzuschließen, die am 19.6.1949 in der Frankfurter Paulskirche von 151 Abordnungen der Freimaurerlogen gegründet wurde. Bemerkenswert ist, daß Br. Fritz Christian Meyer aus Rhens, der Meister vom Stuhl der Koblenzer Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe", zum Beisitzer in den Vorstand der VGL gewählt wurde.

Transportabler Tempel
Der transportable Tempel; entworfen und ausgeführt von Br. Alfred Hahn. Aufgestellt im kursaal zu Bad Ems gelegentlich des 132. Stiftungsfestes der Loge am 13. November 1949

Am 8.9.1949 wurde der Koblenzer Loge vom französischen Militärgouverneur die endgültige Arbeitsgenehmigung zugesandt. Eingegliedert wurde sie in die Großloge "Einigkeit" in Baden-Baden, die die Logen der französischen Besatzungszone umfaßte und der VGL angehörte. Unterdessen bedauerten einige Brüder, insb. Br. Kleinmann, daß die Koblenzer Bauhütte nicht ihrer alten Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" treu geblieben war, die sich bemühte, alle ihr ehemals angehörenden Logen wieder an sich zu ziehen. Es entwickelte sich ein regelmäßiger Briefwechsel zwischen Br. Kleinmann und dem zweitzug. National Großmeister der Großen National Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln", Br. Paul Köhler, bei dem die enge Verbundenheit von Br. Kleinmann mit seiner ehemaligen Mutterloge deutlich wird. Über die Frage der Zugehörigkeit zu der VGL oder der Großen National Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" wurde anfangs heftig diskutiert. Der Tod des Br. Kleinmann am 16.8.1952 ließ diese Diskussionen schließlich verebben.

Im Sommer 1951 wurde die o.g. Großloge "Einigkeit", auf Veranlassung der französischen Behörden gegründet, aufgelöst. Um die Zahl der Landeslogen möglichst gering zu halten, ging sie in den Landeslogen Hessen, Rheinland und Württemberg-Baden auf. Das Vermögen wurde an die Mitgliedslogen verteilt - auf die Koblenzer entfiel eine Summe von 255,35 DM.

Trotz aller Schwierigkeiten gab es auch Erfreuliches zu erleben. Am 26.10.1952 hatte die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" Grund zum Feiern: ihr 135. Stiftungsfest im Kursaal von Bad Ems. Der Tempel war auf Veranlassung von Br. Valentin und unter Mithilfe von Br. Hahn sehr schön hergerichtet. Um 11.15 Uhr wurde die Feier von dem Hammerführenden Meister, Br. Meyer, eröffnet, der in seiner Meisteransprache auf die historische Vergangenheit der Loge hinwies und auf die Notwendigkeit, unter dem Druck der wiedererstandenen Gegnerschaft gegen die Freimaurerei stärker als bisher zusammenzustehen und sich aktiver zu betätigen. Die Festzeichnung hielt Br. Heinrich Limburg in Fortsetzung der schon früher gehaltenen Festzeichnungen. Sie ging der Frage "Sind wir alle Maurer?" nach. Er stellte die Frage in den Raum, wie man sich mit den maurerischen Pflichten auseinandersetzen solle. Dabei wurde besonders darauf hingewiesen, daß die Beschäftigung mit dem Ritual einen ungemeinen Reichtum für den eröffne, der sich richtig darin zu vertiefen wisse. Die Zeichnung fand großen Beifall. Die Feier wurde umrahmt von den musikalischen Darbietungen des Br. König und den Gesängen des Br. Motz, die unbekannte Mozart-Kompositionen zum Vortrag brachten.

Im Mittelpunkt des Logenlebens in Koblenz stand in der Folgezeit die Frage nach einer adäquaten Unterkunft. Im Jahresbericht des Maurerjahres 1951/52 heißt es dazu:

"Mit dem abgelaufenen Maurerjahr 1951/52 kann unsere Bauhütte recht zufrieden sein. Es bestehen allerdings gewisse Schwierigkeiten, die bisher noch keine Lösung gefunden haben. So die Unterkunftfrage, die sich aber gegen das Vorjahr wesentlich besser gestaltet hat. Die großen Feste finden nach wie vor im Kursaal zu Bad Ems statt, wo uns die Kurverwaltung weit entgegen kommt und ausgezeichnete Räume zur Verfügung stellt. Aufnahmen, Beförderungen finden im Tempel der Loge "Zur Wahrheit und Treue" in Neuwied statt, die uns dankenswerterweise und in jeder Hinsicht unterstützt. Für Beratungslogen, Unterrichts- und Clubabende, sowie für größere Vorträge haben wir recht gute Räume im Hotel "Hohenstaufen" zu Koblenz gefunden... Der Zusammenhalt der Brschaft sowohl in Koblenz als auch in Bad Ems war sehr gut, die Beteiligung an den Abenden im Rahmen des Möglichen befriedigend, wobei in Betracht gezogen werden muß, daß über die Hälfte der aktiven Mitglieder außerhalb von Koblenz wohnen und schwierige Verkehrsverhältnisse haben. Die Brschaft in Traben-Trarbach ist noch immer nicht zu einer aktiven Tätigkeit zu bewegen gewesen."

Um diese unglückliche Lage zu überwinden, standen zwei Möglichkeiten zur Disposition:

1. Aufbau eines neuen Hauses auf dem Grundstück Münzplatz 11.

2. Kauf eines neuen Logenheimes.

Voraussetzung für beide Möglichkeiten war, daß die Stadt Koblenz das beschlagnahmte Grundstück am Münzplatz zurückgab und eine angemessene Entschädigung zu zahlen bereit war. Zu diesem Zweck war bereits am 24.7.1945 Klage eingereicht worden, die den Vertrag vom 5.11.1934 für nichtig erklären sollte, in dessen Folge das Haus unter dem Druck der Nazis weit unter Wert verkauft worden war. Es kam zu einem Rechtstreit mit der Stadt Koblenz, bei dem in einem Teil-Versäumnis-Urteil vom 12.3.1952 das Grundstück an die Loge zurückgegeben wurde. Der Grund und Boden war nun wieder vorhanden, aber das Gebäude so sehr beschädigt, daß es nicht mehr aufgebaut werden konnte. Es wurde sogar als gefährlich eingestuft, was durch folgende Mitteilung in der "Rhein-Zeitung" unter der Rubrik "Stadtnotizen" am 23.5.1951 nachzulesen war: "Eingestürzt ist zu nächtlicher Stunde das Dachgebälk der früheren Freimaurerloge am Münzplatz."

An der fatalen Situation, kein eigenes Heim zu besitzen, hatte sich also nichts geändert, zumal auch die Entschädigungsleistung der Stadt Koblenz noch ausstand. Andererseits aber hatte sich 1951/52 die Möglichkeit ergeben, ein Grundstück mit einem bis zum 1. Stock ausgebauten Haus in der Bismarckstraße Nr. 28 zu erwerben, sogar zu einem "...sehr günstigen Preis...",das sogar ohne wesentliche bauliche Änderungen für eine Loge geeignet gewesen wäre. Nach einer genaueren Kalkulation nahm die Koblenzer Bauhütte jedoch Abstand von dem Erwerb des Objektes.

Ab 1953 wurden von der Firma "Tappiser und Werner" Räume angemietet, in denen aber ein konstruktives Arbeiten nicht möglich war. Erst durch die Veräußerung des Trümmergrundstückes Münzplatz 11, die eine Summe von 46.000 DM einbrachte, konnte man ein neues Objekt in Angriff nehmen. Ein Darlehen der Sparkasse Koblenz in Höhe von 35.000 DM ermöglichte den Kauf eines Hauses in der Mozartstraße Nr. 1, bei dem allerdings umfangreiche Umbauarbeiten nötig waren. So mußten z. B. die Räumlichkeiten den Bedürfnissen der Loge angepaßt, neue Rohre verlegt, Fassade und Dach erneuert und die Einrichtung im Ganzen modernisiert werden. Dies erforderte viel Zeit und Geld, aber man hatte endlich wieder ein Heim gefunden, das ein angemessenes und erfolgreiches Arbeiten möglich machte.


Mit dem Einzug in das neue Logenhaus war die Aufbauarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg nahezu abgeschlossen. Gerechnet von der Beschlagnahme des Logengebäudes im Jahre 1934 bis zum Einzug in die Mozartstraße Nr. 1 waren genau 20 Jahre vergangen, Jahre, die man als die schwersten in der Geschichte der Loge bezeichnen kann. Besonders hervorzuheben ist für diese schwere Zeit Br. Fritz Christian Meyer, der von 1928/29 - mit Ausnahme der Suspensionszeit - bis 1954 Meister vom Stuhl war und auch während der NS-Zeit immer versuchte, die Brüder zusammenzuhalten. Auch die Brr. Kleinmann und Schmidt hatten viel für die Loge in jener schweren Zeit geleistet.

1954 gab Br. Meyer sein Amt des Meisters vom Stuhl an Br. Ernst Reissland ab; er starb am 6.6.1955.

Die größten Schwierigkeiten der Nachkriegszeit waren überwunden, und man konnte nun auch daran denken, anderen zu helfen.So ergingen zahlreiche Spendenaufrufe für Flüchtlinge aus der Ostzone, die selbstverständlich nicht unbeachtet blieben. Als im August 1961 die Berliner Mauer gebaut wurde, half das Freimaurerische Hilfswerk mit Geld- und Sachspenden auch der Koblenzer Brüder, um das Leid der Flüchtenden erträglicher zu machen und Solidarität mit den verfolgten Menschen zu zeigen.

Von 1961 bis 1963 führte Br. Heinrich Ludwig Raymann das Amt des Meisters vom Stuhl. Er wurde von Br. Werner Schüssler abgelöst, der das Amt bis 1965 innehatte.

Stiftungsfest
Zum 175. Stiftungsfest

Am 18.10.1967 konnte die Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" ihr 150. Stiftungsfest feiern. Der Meister vom Stuhl, Br. Georg von Spallart, eröffnete die öffentliche Feier, welche in der Kongreßhalle der Sektkellerei Deinhard stattfand. Der Koblenzer Oberbürgermeister Macke sprach die Grußworte der Stadt, die Festrede hielt MdB Stammberger. Das Fest fand in einem würdigen Rahmen statt und fand bei den Brüdern und Gästen gleichermaßen großen Anklang. Br. Wilhelm Fechner hatte aus Anlaß des Stiftungsfestes einen kurzen Überblick über die Geschichte der Koblenzer Bauhütte verfaßt.

Von 1968 - 1971 bekleidete Br. Karl-Heinz Westphal das Amt des Meisters vom Stuhl, dem von 1971 - 1973 nochmals Br. Werner Schüssler folgte.

Logenhaus Mozartstrasse
Logenhaus in der Mozartstraße

Anfang der 70er Jahre zeigte sich, daß das Logenhaus in der Mozartstraße wirtschaftlich nicht mehr zu halten war. Daher entschied sich die Bruderschaft auf einem Besprechungsabend am 14.3.1977, das Grundstück mit dem Haus zu veräußern und nach einem anderen Objekt Ausschau zu halten, das kleiner sein und dennoch bestimmte Voraussetzungen erfüllen sollte. Um einen akzeptablen Kaufpreis zu erzielen, wurden die noch nötigen Renovierungsarbeiten durchgeführt. Am 6.9.1977 wurde das Logenhaus an die Firma Thiel KG verkauft und später abgerissen. Da man noch kein neues Objekt gefunden hatte, mietete man als Übergangslösung eine Vier-Zimmer-Wohnung in der Löhrstraße Nr. 94 an. Die Freimaurerloge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" arbeitete dort bis zum 31.12.1978. Das neue Objekt, gelegen in der Rheinstraße 2a, wurde 1978 gekauft. Es handelte sich um eine Eigentumswohnung im Erdgeschoß eines Hochhauses und mußte unter erheblichem Aufwand umgebaut werden, um den Bedürfnissen des Logenlebens Rechnung tragen zu können. Die Lichteinbringung erfolgte am 8.4.1979 durch den Großmeister Br. Ullmann bei Anwesenheit des Distriktsmeisters Br. Best. Die Leitung der Tempelarbeit oblag dem Stuhlmeister Br. Harald Sippel, die Tafelloge wurde von Altstuhlmeister Br. Werner Schüssler geleitet, die Festzeichnung legte Br. Stiegler auf. Von 1980 - 1990 führte Br. Friedhelm Roth die Koblenzer Loge als Meister vom Stuhl. Er wurde 1990 abgelöst von Br. Gerhard Gareis, dem nun die ehrenvolle Aufgabe obliegt, das 175. Stiftungsfest zu leiten.