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Die Freimaurerei, ein Kind der Aufklärung, wurde von französischen Beamten, die im Sog des Revolutionsheeres nach Koblenz kamen, in die Stadt an Rhein und Mosel gebracht. Im Jahre 1808 gründeten die Franzosen die Loge "L' Union désirée", die vom Grand Orient in Paris abhängig war und auch deutsche Mitglieder aufnahm. Sie bestand aus 13 französischen und 10 deutschen Brüdern. Die deutschen gehörten bereits bestehenden Logen in Köln, Bonn, Amsterdam etc. an. Das erste Mitgliederverzeichnis führt bereits 54 Namen auf, darunter Nicolaus Nebel, der frühere Maire der Stadt Koblenz, sein Schwiegersohn Friedrich Deinhard, der Begründer der heute weltbekannten Sekt- und Weinkellerei, dessen Teilhaber Karl Tesche, ein damals bekannter Advokat, Matth. Gebel, Architekt Trosson, der Konditor Franz Mosler, der Kaufmann Marc Pottgeiser, an den bis zur Zerstörung der Kastorgasse noch das Pottgeisergäßchen - eine Seitengasse der Kastorgasse - erinnerte, ferner der Maler und Professor Carl Conrad Zick, ein Enkel des Malers Januarius Zick. Bemerkenswert ist noch, daß der Gründer des Musik-Institutes, Jos. Andr. Anschütz, Mitglied war. Er hat eine Cantate, von dem französischen Br. Ponteuil gedichtet, in Musik gesetzt, sie wurde bei jeder Festarbeit gesungen. Ebenso komponierte er einen Marsch für die Koblenzer Freimaurer, unter dessen Klängen die Brüder bei den Festarbeiten in den Tempel zogen.

Bei der Installation der Loge am 5.2.1810 waren als Vertreter der Bonner Loge fünf Brüder anwesend, unter ihnen Br. Franz Wegeler, ein Jugendfreund Beethovens und der Dichter des Bundesliedes "Brüder reicht die Hand zum Bunde".

Bis zum Rheinübergang der verbündeten Heere im Jahre 1814 stand die Koblenzer Loge "L'Union désirée" mit dem Grand Orient de Paris als ihrer Mutterloge in Verbindung. Nachdem 1815 nun das Rheinland preußisch geworden war, löste die Koblenzer Loge ihre Verbindung mit Paris und suchte Anschluß an eine preußische Großloge. Sie nannte sich nun "Zur gewünschten Einigung". Am 20.10.1816 ersuchte sie um Aufnahme in die "Große Nationale Mutterloge zu den drei Weltkugeln" in Berlin.

 Albrecht Erlenmeyer
Albrecht Erlenmeyer

Koblenz war 1815 der Hauptsitz der preußischen Militär- und Zivilverwaltung im Rheinland. Viele dort tätige Beamte und Offiziere waren Freimaurer, die während der Befreiungskriege Mitglieder in Feldlogen gewesen waren. Es blieb nicht aus, daß die Koblenzer Mitglieder der früheren französischen Loge mit den neu hinzugezogenen altpreußischen Logenbrüdern in Verbindung traten. Br. Friedrich Ribbentrop, Staatsrat und Generalintendant der preußischen Feldarmee, gelang es nun, die alteingesessenen und die preußischen Brüder am 10. August 1817 zum Zusammenschluß zu einer neuen Loge zu veranlassen. In dieser Versammlung erklärten sich 42 Brüder zur Neugründung bereit. Meister vom Stuhl wurde Constantin von Zepelin, Oberst und Brigadekommandeur, 1. zugeordneter Meister Georg Friedrich Aschenborn, Regierungsdirektor, 1. Vorsteher Matth. Simon, Geheimer Kriegsrat, 2. Vorsteher Ludwig von Restorff, Major und Kommandant. Unter den sonstigen gewählten Beamten befand sich auch der Freiheitsdichter Max von Schenkendorf, Regierungsrat. Es wurde beschlossen, die neue Loge "Friedrich zur Vaterlandsliebe" zu nennen.

Nach vollzogener Gründung traten Schwierigkeiten auf: Es fehlten anfangs geeignete Räume für eine größere Gesellschaft und verschiedene Gegenstände für die Tempeleinrichtung, und der zum Meister. v. Stuhl gewählte Br. von Zepelin wurde unmittelbar nach seiner Wahl versetzt. Auch der Tod des Gründungsmitglieds Max von Schenkendorf, der am 11.12.1817 starb, überschattete die Anfänge der Koblenzer Bauhütte. Aber die Arbeit sollte weitergehen. An Stelle des Oberst von Zepelin wurde der Regierungsdirektor Georg Friedrich Aschenborn zum Meister vom Stuhl gewählt. Doch auch er mußte schon Anfang 1818 die Stadt verlassen. Sein Nachfolger wurde der Hauptmann im Generalstab, Br. O'Etzel., der auch bald nach Berlin versetzt wurde. Der häufige Wechsel im Amt des Meisters vom Stuhl und das frühzeitige Ausscheiden weiterer Gründungsmitglieder erschwerten den Aufbau und inneren Ausbau der Loge. Die Logenarbeiten fanden zunächst in den von der französischen Loge benutzten Räume im alten Rathaus und im Schöffenhaus statt. Im Jahre 1826 kündigte die Stadt die Räumlichkeiten, und man beschloß, die Arbeiten vorläufig ruhen zu lassen, bis geeignete Räumlichkeiten gefunden wären.

1839 wurde die regelmäßige Logenarbeit wieder aufgenommen und Karl Moritz Ferdinand von Bardeleben, Gen.-Leutnant und Gouverneur der Stadt, zum Meister vom Stuhl gewählt. Dieses Amt bekleidete er fast 10 Jahre, bis er es aus Gesundheitsgründen 1848 niederlegen mußte. Diesem Br. von Bardeleben ist es zu verdanken, daß sich die Loge in Ruhe entwickeln konnte. Seine Verdienste wurden anläßlich seines 50. Dienstjubiläums durch die Gründung der "Von-Bardeleben-Stiftung" zur Unterstützung von Studierenden geehrt. Später wurde diese Stiftung in "Jubilar Stiftung" umbenannt. Sie wurde von Brüdern, die ihr 50jähriges dienstliches oder maurerisches Jubiläum feierten, immer wieder finanziell unterstützt.

Stiftungsfest 1925
Zum 108-jährigen Stiftungsfest am 18. Oktober 1925

Der Nachfolger des Br. von Bardeleben wurde bis 1871 Kommerzienrat Friedrich Bohn. Ihm war es zu verdanken, daß die Loge nunmehr in Koblenz ein eigenes Logenheim erhielt. Vor der Aufnahme der regelmäßigen Arbeiten mietete die Loge im Jahre 1839 auf drei Jahre ein alleinstehendes kleines Haus. 1843 wurde das Haus verkauft und mußte innerhalb von zwei Monaten geräumt werden. Die Loge hatte nun keine Räume mehr. In dieser Notlage kam ihr das Militärkasino zu Hilfe. Es stellte dienstags und samstags einen großen Saal zur Verfügung. Da bot Friedrich Bohn sich an, auf seinen Namen ein Haus zu kaufen und es dann an die Loge zu veräußern. Er fand für diesen Plan ein geeignetes Haus auf dem Münzplatz auf dem Gelände des heutigen Kinos "Burgtheater". In einer Versammlung am 1.7.1843 erklärten sich die anwesenden Brüder mit dem Kauf einverstanden. Endlich besaß die Loge ein eigenes Heim, das ihr 92 Jahre dienen sollte. Im Jahre 1862 wurde dort von der Loge noch ein Flügel nach Westen angebaut. In der Amtszeit von Br. Bohn besuchte der als Gouverneur des Rheinlandes in Koblenz wohnende Protektor der Großloge, Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., in den Jahren 1849 - 1853 mehrmals die Arbeiten der Loge.

Weitere bemerkenswerte Stuhlmeister waren die Brr. Kommerzienrat Heinrich Landau, Teilhaber eines Grubenbetriebes und als Vertreter der liberalen Partei Mitglied im Stadtrat, ferner Major Meinecke, Theodor Tilemann, Teilhaber des großen Handelshauses Schmer & Co. und Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde Koblenz. Nach 1900 und während großer Teile des Ersten Weltkrieges wurde die Loge von dem Geheimen Sanitätsrat Dr. med. Albrecht Erlenmeyer geleitet. Er war damals ein bekannter Nervenarzt, der in Bendorf die Erlenmeyerschen Anstalten für Gemütskranke unterhielt. Ihm sind wichtige Aufzeichnungen zur Geschichte der Koblenzer Bauhütte zu verdanken.