Festchronik

Vielfalt bestimmt den Start

Bevor im Jahre 1808 zum ersten Mal in Koblenz eine Freimaurerloge offiziell gegründet wurde, existierte die Freimaurerei in Koblenz, das mit der Lage an zwei Flüssen stets mit neuen Strömungen konfrontiert wurde.

In Koblenz selber existierte u.a. wegen des strikten Verbots des damaligen Kurfürsten Johann Philipp von Walderdorf (1756-1768) keine eigene Loge. Doch Koblenzer gehörten Logen in Neuwied, Mainz und Bonn an. Auch unter den Jakobinern, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts, beeinflusst von den Ideen der Französischen Revolution, eine eigene Republik im Rheinland wollten, waren nicht wenige Freimaurer, die später als Gründungsmitglieder in der Koblenzer Loge wieder zu finden waren.
Im Jahre 1808 gründeten französische Beamte und Offiziere – Koblenz war seit 1794 französisch – die Freimaurerloge „L’Union desireé“.
Deutsche Brüder waren der ehemalige Maire von Koblenz Nicolaus Nebel, sein Schwiegersohn Friedrich Deinhard (Sekt- und Weinkellerei), dessen Teilhaber Karl Tesche, sowie Joseph Andreas Anschütz (Koblenzer Musikinstitut).
Koblenz war 1815 der Hauptsitz der preußischen Militär- und Zivilverwaltung im Rheinland und Neithardt Graf von Gneisenau erster Kommandierender General. Wie viele der preußischen Reformer war Gneisenau Freimaurer und dem humanistischen Gedankengut verhaftet. In seiner „Tafelrunde“ traf er sich mit Mitarbeitern und Mitstreitern.

Ehemaliges Logenhaus 
92 Jahre bot das Haus der Loge eine Heimstatt. Heute erinnert eine Gedenktafel auf
dem Münzplatz an den ehemaligen Standort.

Br. Friedrich Ribbentrop, Staatsrat und Generalintendant der preußischen Feldarmee, gelang es, die alteingesessenen und die preußischen Brüder am 10. August 1817 zum Zusammenschluss zu einer neuen Loge zu veranlassen. Meister vom Stuhl wurde Constantin von Zepelin, Oberst und Brigadekommandeur, 1. zugeordneter Meister Georg Friedrich Aschenborn, Regierungsdirektor, 1. Vorsteher Matthias Simon, Geheimer Kriegsrat, 2. Vorsteher Ludwig von Restorff, Major und Kommandant. Unter den gewählten Beamten befand sich auch der Freiheitsdichter Max von Schenkendorf. Es wurde beschlossen, die neue Loge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ zu nennen. Nach vollzogener Gründung traten Schwierigkeiten auf: Der zum Meister vom Stuhl gewählte Br. von Zepelin wurde versetzt, und auch der Tod des Gründungsmitglieds Max von Schenkendorf, der am 11.12.1817 starb, überschattete die Anfänge der Koblenzer Bauhütte. Aber die Arbeit sollte weitergehen.
Ein häufiger Wechsel im Amt des Meisters vom Stuhl und das frühzeitige Ausscheiden weiterer Gründungsmitglieder erschwerten den Aufbau und inneren Ausbau der Loge. Als im Jahre 1826 die Stadt die Räumlichkeiten kündigte, beschloss man, die Arbeiten vorläufig ruhen zu lassen. 1839 wurde die regelmäßige Logenarbeit wieder aufgenommen und Karl Moritz Ferdinand von Bardeleben, Gen.-Leutnant und Gouverneur der Stadt, zum Meister vom Stuhl gewählt. Dieses Amt bekleidete er fast 10 Jahre. Diesem Br. von Bardeleben ist es zu verdanken, dass sich die Loge in Ruhe entwickeln konnte.
Nachfolger wurde bis 1871 Kommerzienrat Friedrich Bohn. Er fand für die Loge ein geeignetes Haus auf dem Münzplatz und am 01.07.1843 beschlossen die Brüder den Kauf.

In der Amtszeit von Br. Bohn besuchte der spätere Kaiser Wilhelm I., in den Jahren 1849 bis 1853 mehrmals die Arbeiten der Loge. Als weitere bekannte Persönlichkeit ist der Buchhändler Carl Baedeker 1837 der Loge beigetreten, der 1828 mit der „Rheinreise von Mainz bis Köln“ den ersten Reiseführer veröffentlichte.

gneisenau deinhard
Neithardt Graf von Gneisenau (1760-1831) In seiner Tafelrunde trafen sich u.a. Oberst Carl von Clausewitz, Major August
von Scharnhorst, 
die alten Freiheitskämpfer Major von Hellwig, Major August O’Etzel, Rittmeister Baersch, Hauptmann Stosch,
Offiziere wie Friedrich von Ribbentrop 
und Constantin von Zepelin und Vertreter aus dem Bürgertum wie Johann Friedrich
Deinhard 
(1772-1827), Friedrich Nebel, Karl Tesche, 
Joseph Görres, Professor Friedrich Lange, Gymnasialdirektor in Koblenz
und der Übersetzer des Herodot, der Freiheitsdichter, preußische 
Regierungsrat und Mitarbeiter beim „Rheinischen Merkur“
Max von Schenkendorf.

 

goerres
Auch Joseph Görres (1776-1848) war höchstwahrscheinlich Freimaurer.
Am 14. Oktober 1809 – also schon nach der Gründung der Koblenzer
Loge – schrieb er an seinen Freund von Arnim „In der hiesigen Loge
habe ich Brüder und Freunde gefunden (…) und wir mauern fort…“.
(aus: Schellberg, Görres-Ausgabe 1911, 
II. Band, Seite 114).


 Kriege und Nationalsozialismus

Mitten im Ersten Weltkrieg, am 26.10.1917, feierte die Loge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ ihr 100jähriges Bestehen. Unter der amerikanischen Besatzung ab Dezember 1918 wurde das Logengebäude beschlagnahmt und die amerikanischen Freimaurer gründeten eine Feldloge. Ein Raum und ab und zu der Tempel wurde den Koblenzer Brüdern überlassen. So arbeiteten zwei Logen im selben Gebäude.

Stiftungsfest 1925 
Zum 108-jährigen Stiftungsfest am 18. Oktober 1925

1922 zogen die Amerikaner ab. Es folgten die französischen Besatzungstruppen. Das Logenleben wurde von ihnen nicht beeinträchtigt und nach Umbau und Renovierung war die Loge wieder im Besitz eines gepflegten und repräsentativen Heimes. Die Zahl der Brüder wuchs auf etwa 130 – 140.


Bankettsaal 
Die interessierte Bürgerschaft wurde zu Konzerten, Vorträgen und philosophischen
Vortrags-Zyklen eingeladen. Auch wurde der Bankettsaal gelegentlich für Tagungen vermietet.

Die Lage änderte sich, als dieNationalsozialisten Einzug hielten und sofort mit ihrer extremen politischen Propaganda gegen die Freimaurerei begannen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten spitzten sich die Angriffe zu, und im Juli 1934 besetzten SA, SS und die Gestapo die Koblenzer Loge, plünderten sie und verluden die Kultgeräte, Sammlungen, Archivalien und Gemälde auf Lastwagen. Das Logenvermögen wurde eingezogen. Eine letzte Arbeit schloss der Stuhlmeister, Br. Meyer, mit folgendem Vers:

„Das Haus ist zerfallen.
Was hat‘s noch für Not?
Der Geist bleibt in uns allen,
und unsere Burg ist Gott.“


Am 17.07.1935 löste sich die Loge auf. Nach der Auflösung pflegten 12 Brüder weiterhin freundschaftlichen Verkehr, da freimaurerische Treffen verboten waren. Geheim wurde zu einem Johannisfest eingeladen, doch dieses Treffen blieb auf Grund von Denunzierungen nicht ohne Folgen. Vernehmungen durch die Gestapo und die dringende Warnung, nicht den Eindruck einer illegal fortgeführten Loge zu erwecken, ließen keine andere Wahl, als sich auf familiäre und freundschaftliche Treffen zu beschränken. Am 04.02.1946 wurde Br. Kleinmann im Namen der Loge beim französischen Stadtkommandanten Loudig, einem französischen Freimaurer, vorstellig. Die Franzosen genehmigten ohne Umstände die Wiedereröffnung der Loge mit freien Zusammenkünften. Bedingung war nur, dass der Logenvorstand politisch völlig einwandfrei war. Br. Meyer, der als letzter Stuhlmeister bis 1934 die schwerste Bürde trug, die je einem Stuhlmeister in Koblenz auferlegt war, nahm mit Freuden die Wiederwahl an. Von dieser Zeit an fanden die monatlichen Zusammenkünfte im Sonderzimmer des Hotels „Hubertus“ am Florinsmarkt statt.

Ruine des alten Logenahuses 
Das Logenhaus wurde nach Übergabe an die Stadt für die HJ aufwendig ausgebaut und
neu eingerichtet. Im Sommer 1944 wurde es bei einem der zahlreichen Luftangriffe schwer
beschädigt und im Winterdes gleichen Jahres nahezu völlig zerstört.

Kontinuität in der Gegenwart

Die schwere Nachkriegszeit ging auch an der Loge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ nicht ohne Spuren vorüber. Die Arbeit war zwar wieder aufgenommen worden, aber von einem geregelten Logenleben konnte noch lange nicht die Rede sein. Die Brüder hatten kein eigenes Logenheim und kaum rituelle Gegenstände. Zugleich stand die Entscheidung an, welcher Großloge man sich anschließt. Im Interesse der Einheit der Logen in Deutschland beschloss man, sich der Vereinigten Großloge der Freimaurer von Deutschland (VGL) anzuschließen, die am 19.06.1949 in der Frankfurter Paulskirche gegründet wurde, und am 08.09.1949 wurde der Koblenzer Loge vom französischen Militärgouverneur die endgültige Arbeitsgenehmigung zugesandt.

Transportabler Tempel 
Die großen Feste fanden im Kursaal zu Bad Ems statt, Aufnahmen und Beförderungen
im Tempel der Loge „Zur Wahrheit und Treue“ in Neuwied, die die Koblenzer Brüder
dankenswerterweise und in jeder Hinsicht unterstützte.

Am 26.10.1952 hatte die Loge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ Grund zum Feiern: ihr 135. Stiftungsfest im Kursaal von Bad Ems. Im Mittelpunkt des Logenlebens in Koblenz stand in der Folgezeit die Frage nach einer adäquaten Unterkunft. In Frage kamen der Aufbau eines neuen Hauses auf dem Grundstück Münzplatz oder der Kauf eines neuen Logenheimes.
Voraussetzung für beide Möglichkeiten war, dass die Stadt Koblenz das Grundstück am Münzplatz zurückgab und eine angemessene Entschädigung zu zahlen bereit war. Es kam zu einem Rechtsstreit mit der Stadt Koblenz, und schließlich wurde das Grundstück an die Loge zurückgegeben. Erst durch die Verkauf des Grundstückes Münzplatz konnte man ein neues Objekt in Angriff nehmen. Ein Darlehen ermöglichte schließlich den Kauf eines Hauses in der Mozartstraße Nr. 1.

Logenhaus Mozartstrasse 
Logenhaus in der Mozartstraße

Die Räumlichkeiten mussten den Bedürfnissen der Loge angepasst, Fassade und Dach erneuert und die Einrichtung im Ganzen modernisiert werden. Dies erforderte viel Zeit und Geld, aber man hatte endlich wieder ein Heim gefunden, das ein angemessenes und erfolgreiches Arbeiten möglich machte. Anfang der 1970er Jahre zeigte sich, dass das Logenhaus in der Mozartstraße wirtschaftlich nicht mehr zu halten war. Am 06.09.1977 wurde das Logenhaus verkauft und später abgerissen. Da man noch kein neues Objekt gefunden hatte, mietete man als Übergangslösung eine Vier-Zimmer-Wohnung in der Löhrstraße Nr. 94 an. Die Freimaurerloge „Friedrich zur Vaterlandsliebe“ arbeitete dort bis zum 31.12.1978. Das neue Objekt, gelegen in der Rheinstraße 2a, wurde 1978 gekauft. Es handelte sich um eine Eigentumswohnung im Erdgeschoss eines Hochhauses und musste unter erheblichem Aufwand umgebaut werden, um den Bedürfnissen des Logenlebens Rechnung tragen zu können. Die Lichteinbringung erfolgte am 08.04.1979 durch den Großmeister Br. Ullmann bei Anwesenheit des Distriktsmeisters Br. Best. Die Leitung der Tempelarbeit oblag dem Stuhlmeister Br. Harald Sippel.
Im Jahre 2004 bezog die Loge dann ihre neuen Räumlichkeiten im Stadtteil Metternich und erfüllte sich damit den alten Traum eines eigenen Gebäudes. Hier mussten ebenfalls wieder umfangreiche Umbauarbeiten vorgenommen werden, um den Ansprüchen eines Logengebäudes zu genügen. Diese neuen Räumlichkeiten tragen seitdem zu einem guten und harmonischen Logenleben bei.

logenhaus2017
Nicht nur die Loge, auch das Logenhaus hat eine eigene Geschichte:
Nachbarn erzählen, dass es vor dem 2. Weltkrieg von der NSDAP als Treffpunkt genutzt wurde, und so hieß der Backsteinbau
im Volksmund „Das Braune Haus“.
Nach dem Krieg wurde es zum „Roten Haus“, denn nun war es die Kommunistische Partei,
die sich dort 
regelmäßig traf. Die Loge kaufte es in 2003 als leerstehendes Mietshaus von der Stadt Koblenz.